Die Arbeit von Sophie Calle ist nur schwer zu fassen. Manchmal beschreibt sie einen distanzierten Übergriff (das Verfolgen von Fremden auf der Straße; die Arbeit als Zimmermädchen, um Spuren und Überreste in anonymen Hotelzimmern zu dokumentieren), manchmal eine kontrollierte Selbstöffnung (die Veröffentlichung eines Abschiedsbriefes, von 107 Spezialistinnen analysiert; die Ausstellung von ungeöffneten Geburtstagsgeschenken), manchmal schlichtweg Neugier (die Bitte an Blinde, ihre Vorstellung von Schönheit zu definieren; die Einladung an Fremde, Zeit in ihrem Bett zu verbringen). Aber immer beschäftigt sich ihre Arbeit kühl und detailliert mit Momenten der Intimität und Verletzlichkeit, mit Hoffnung und Verlust. Sophie Calles ‘Performances’ folgen strengen Regeln und Ritualen, an der Grenze zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre, zwischen Ordnung und Zufall. Dennoch, oder gerade deswegen, ermöglichen sie Augenblicke des Unerwarteten, Fragen ohne Antwort, stille Momente des Glücks im Alltäglichen.
Sophie Calle hat ihre Arbeiten u.a. im Centre Pompidou in Paris, in der Whitechapel Gallery in London und auf der Biennale in Venedig ausgestellt. Sie lebt und arbeitet in Paris.
Mit mono.kultur sprach Sophie Calle über die Anfänge ihrer Kunst, ihr Grab in Kalifornien und das Glück, die Kontrolle zu verlieren.
Graphisch orientiert sich die Ausgabe an Sophie Calles Sinn für Struktur, und ist geteilt in öffentlich mit hochstilisierter Darstellung ausgewählter Projekte, und privat mit einer ehrlichen Unterhaltung auf grauem Grund.
Interview von Kingston Trinder / Works von Sophie Calle / Design von Stephanie Passul
“It is fine, yes.”
— Sophie Calle