Es gibt wohl wenige Künstler, die so kontrovers, provokativ und polarisierend sind wie Marina Abramović – was schon an sich unsere Aufmerksamkeit verdient. Die Künstlerin, die wie keine andere für Performance Kunst steht, erntet seit ihren Anfängen in den frühen 1970er Jahren gleichermaßen Lob wie Kritik, und beides zu genüge.
Ob mit ihren intensiven und aggressiven Performances, welche die Grenzen zwischen Künstlerin und Publikum, aber auch die Grenzen von Körper und Geist ausloten und inzwischen je nach Standpunkt als entweder legendär oder schockierend in die Kunstgeschichte eingegangen sind, oder mit ihrem wiederbelebten Star Status seit dem unerwartetem Erfolg ihrer Retrospektive am MoMA in New York 2010, gefolgt von Auftritten in Pop Videos und Modeschauen – Marina Abramović hört nicht auf, uns zu überraschen, verwirren und irritieren.
Marina Abramović nimmt in ihren Arbeiten ihren eigenen Körper zum Ausgangspunkt und verausgabt sich in ihrer Kunst bis zur totalen Erschöpfung, sowohl geistig als auch körperlich. Ein 40-jähriger Prozess der radikalen Reduktion und Konzentration fand seinen vorläufigen Höhepunkt in der berühmten 736-Stunden-Performance
The Artist Is Present, für die die Künstlerin die gesamte Dauer ihrer Retrospektive unbewegt auf einem Stuhl saß; Besucher waren eingeladen, ihre gegenüber Platz zu nehmen und sich auf einen wortlosen Moment des Kontakts einzulassen – begleitet von oftmals erstaunlichen Gefühlsausbrüchen. Gegenwärtig bereitet Marina Abramović die Eröffnung des Marina Abramović Institute vor, ein Museum für Performance Kunst, welches 2015 in Hudson, New York, eröffnen wird.
In einem erfrischend offenherzigen und angriffslustigen Interview sprach Marina Abramović mit mono.kultur über unsichtbare Energien, wie sie ihren Kritikern begegnet und was Schönheitsoperationen mit Kunst zu tun haben.
Visuell ist die Ausgabe eine Übung in Zurückhaltung: die Elemente von Text, Bildern und Titel wurden auf drei unterschiedlichen Rastern angelegt und dann dem Zufall überlassen, Reibungsmomente inbegriffen. Alle gezeigten Projekte wurden von Marina Abramović als persönliche Meilensteine ihrer 40-jährigen Karriere ausgesucht.
Interview von David Levine / Einleitung von Anna Saulwick / Arbeiten von Marina Abramović / Design von Nirit Binyamini & Gila Kaplan
Bitte beachten: mono.kultur erscheint in englischer Sprache
“The 35th edition of mono.kultur interviews Marina Abramovic, a monochrome special that contrasts well with the hyped colour of the previous Brian Eno issue. This issue is all about the interview, an in-depth piece by David Levine presented in a simple 48-page booklet. The 35 issues are building into a unique archive of the thinking of contemporary creative leaders, the variation between each individual issue as important as that in the pages of each issue.”
— MagCulture