1991 nahmen uns River Phoenix und Keanu Reeves, als zwei Strassenstricher in ‘My Own Private Idaho’, auf eine Reise in die Abgründe der USA – an einen Ort am anderen Ende des Great American Dream, dunkel, undurchsichtig und verletzlich. Es wurde auch der Durchbruch für Gus van Sant und eine völlig unerwartete und außergewöhnliche Karriere in Hollywood.
Seitdem pendelt Gus van Sant mit erstaunlicher Leichtigkeit und Glaubwürdigkeit zwischen klassischen Dramen wie ‘Good Will Hunting’ oder ‘Milk’ und experimentellen, persönlichen Filmen wie ‘Drugstore Cowboy’, ‘Elephant’ oder ‘Last Days’. Oft als Paradefigur für unabhängiges Autorenkino gehandelt, ist Gus van Sant’s Filmographie tatsächlich sowohl erstaunlich vielseitig und abwechslungsreich als auch durchgehend mutig und überraschend.
Inhaltlich beschäftigen sich seine Filme immer wieder mit Außenseitern – Junkies, Stricher, Politiker, Rock Stars – und mit Jugendlichen, an dem genauen Wendepunkt, wo die Unschuld endet. Dabei schenkt uns Gus van Sant einen zutiefst menschlichen Blick auf die Welt. Sein Kino definiert sich durch Wärme und Langsamkeit, durch ein stilles Beobachten anstelle von Manipulation. Es ist ein Kino der Pausen und Brüche, wo das, was wir sehen und hören, nicht so recht zusammen passen will. Ein Kino, das sich und uns Momenten ausliefert, ohne klare Antworten zu geben
Mit mono.kultur sprach Gus van Sant über seine zweite Chance als Regisseur, wie man Filme ohne Drehbuch macht und warum Hollywood am Ende dann doch immer gewinnt.
Visuell hat sich die Ausgabe voll und ganz Gus van Sant’s cinematischem Stil verpflichtet: ein endloser, vorüberziehender Horizont an amerikanischen Landschaften, mit ausreichend Platz für Worte, Wolken und der einen oder anderen Figur.
Interview von Anna Saulwick / Einleitung von Kai von Rabenau / Film Stills von Gus van Sant / Design von Linda Riedl
Bitte beachten: mono.kultur erscheint in englischer Sprache
“It’s this kind of attentive thought that is so special about mono.kultur: they use the appearance of the page to evoke the people that they interview, combining editorial design with magazine making to create a new form of portraiture. Each issue deserves contemplation and careful unpicking, just like the painted portraits that you see hanging in a gallery.”
— MagCulture